Plötzlich lebst du Maltesisch
“Lets go for a hike…”
Als junger Mensch zog es mich schon früh in die weite Welt. Meine nächste Station war Malta. Seit nunmehr 6 Monaten hause ich in meinem kleinen Apartment in Paceville. Paceville ist die Partymeile.
So verwundert es nicht, bereits nach kurzer Zeit gleichaltrige Einheimische zu treffen. Dazu gehört auch Joey. Auf Malta heißt wohl jeder zweite Joey. Joey erzählte mir aufgeregt, dass seine Freunde am Samstag eine Wanderung unternehmen und ich mitkommen soll.
Die Wettervorhersage verspricht Sonne satt und so freue ich mich wirklich mit ein paar netten Leuten diese wunderschöne Insel zu durchwandern.
Punkt 10.00 Uhr stehe ich draussen auf dem Bürgersteig. Ausgestattet mit festen Wanderschuhen und einem kleinen, leichten Rucksack mit etwas Verpflegung, Wasser und Sonnenschutz. So warte auf Joey und seine Freunde.
Nach Maltesischer Zeitrechnung pünktlich um 10:45 Uhr, kommt ein Tross die Strasse runter. 6 vollgepackte Land Rover Jeeps in olivgrüner Farbe halten mitten auf der Strasse an. Hier waren sie nun, mein Freund Joey mit seiner Truppe.
Die „Truppe“ sah tatsächlich wie eine Truppe aus. Alle trugen Camourflagefarbene Kleidung und Kampfstiefel. Vollgepackte Autos liessen eher auf eine mehrtägige Kampfexpedition als auf eine Wanderung schliessen. Aber nicht nur ich war verwundert. Die Truppe fragte sich wohl was ich in meinem sehr spärlichem Gepäck habe.
Während der Fahrt erklärte mir Joey freudig, wer all seine Freunde sind und stellte mir alle namentlich vor. Darunter vier weitere Joey’s. Entlang der wunderschönen Küstenstrasse stoppte der ganze Tross plötzlich vor einer Bäckerei in St. Paul’s Bay.
Wie ein Überfallkommando verschwanden alle im Geschäft und kamen vollbepackt mit Grillkohle, Brot, Fleisch, Wein und Bier wieder raus. Ich dachte bloß: “Und das alles sollen wir auf unserer Wanderung herumschleppen?”
Ich hatte noch viel zu lernen über den “Lifestyle ‘a la Malti”
Nach weiteren 30Minuten hatten wir, nach Joey’s Aussage, unseren Ausgangspunkt für die Wanderung erreicht. Ein altes Militärgelände auf einer Anhöhe. Mitten im Nichts. Aber einem sensationellen, traumhaften Blick über St. Pauls Island.
„Joey, wann wandern wir denn nun?“
„Aber das tun wir doch schon die ganze Zeit!”
Zeit die Autos zu entladen. Erstmal alles raus. Auf einen Haufen. Unzählige Vorräte, Grill, Getränkekisten, Iso- Matten, Zelte, Ghettoblaster und Campingstühle stapelten sich vor mir auf. Ich war wirklich nicht in der Lage mir vorzustellen, wie wir diesen ganzen Krempel nun beim Wandern schleppen sollten.
Aber zuerst wurden Bier und Weinflaschen geöffnet. Joey Nr. 2 entzündete schon mal den Grill und Joey Nr. 3 stellte Stühle und Iso-Matten im Kreis auf und alle liessen sich nieder.
Der Ghettoblaster schmetterte bereits in voller Lautstärke alte Rocksongs als sich Joey Nr. 1 mit einem Bier neben mich setzte und mir ein Glas Wein reichte. Als der Ruf “Wurst ist fertig” aus Richtung Grill kam, konnte ich mich nicht länger zurück halten. „Joey, wann wandern wir denn nun?“ Seine Antwort: „Aber das tun wir doch schon die ganze Zeit!”